Anlagen

Einer der wichtigsten Zwecke eines Reitervereins ist die Bereitstellung geeigneter Stallungen und Reitanlagen. Wir wollen hier kurz festhalten, wie die Reitanlagen des Nordd. u. des Flottbeker Reitervereins enstanden sind und warum gerade an diesen Stellen:

 


Vom Stall ins Gelände

Herr Hans Meyer, eines unserer Gründungsmitglieder, war damals der Besitzer des heutigen Reitstalls I und baute 1930 die große Halle, für deren Errichtung die anderen Mitglieder eine namhafte Summe als Hypothek zugunsten des Vereins zur Verfügung gestellt hatten.

Flottbeck war seinerzeit ein ländlich gelegener Vorort mit vielen Ausreitmöglichkeiten, da er an der Stadtgrenze lag. Direkt vom Stall aus konnte man Geländeritte und Jagden in die 1930 noch unberührte ländliche Gegend machen. Entgegen allen Prophezeiungen entwickelte sich das Reiten – auch nach Überwindung anfänglicher Schwierigkeiten – nach dem Kriege erstaunlich gut, so das später sogar der Ausbau einer zweiten Halle notwendig wurde.

Von dem allzeit tatkräftigen Vereinsvorsitzenden, Herrn Dr. Kober, wurden wegen der damaligen großen Wohnungsnot Pferdepflegewohnungen in unmittelbarer Nähe des Stalles in moderner Form gebaut. Weitere Stallungen waren inzwischen erforderlich geworden. Zum Glück war das Gelände in Flottbeck so groß, daß alle diese Bauten ohne besondere Schwierigkeiten untergebracht werden konnten.

Aber in der Zwischenzeit war durch die allgemeine rege Bautätigkeit das Flottbecker Gelände nicht mehr Stadtrand, sondern Großstadt-Bestandteíl geworden. Ringsum hatten sich die früheren Bauerndörfer zu Stadtvororten umgebildet. Ein Ausreiten war kaum noch möglich. Man mußte nach neuen Möglichkeiten suchen.

Der Wald vor der Tür

In dem wirklich am Stadtrand liegenden Bauernhof Rissen wurde ein ehemaliger Viehstall für die Sommermonate gemietet. Dorthin zogen manche naturbegeisterten Reiter und tummelten sich im völlig unberührten Gelände, ohne weite Anmarschwege vom Stall zurücklegen zu müssen.

Durch weitsichtige Planung konnte der Verein im Jahre 1954 dieses Stallgebäude mit Umland ankaufen. Auch das anliegende Naturschutzgebiet konnte erworben werden, so daß eine beachtliche Fläche, die zum Teil schon auf Schleswig-Holsteins Boden lag, zur Verfügung stand. Nur als Sommeranlage war die Erwerbung aber zu schade.

Das Interesse am "Draußen-Reiten" wurde Jahr zu Jahr größer, und so entschloß sich der Verein, aus dem Sommerstall eine Dauereinrichtung zu machen. Die Anlagen wurden im Laufe der Zeit aus Schweine- und Rinderunterkünften zu Pferdeställen und Boxen umgebaut. Im Jahre 1956 gelang es dann auch unter Anstrengung aller Mitglieder die Reithalle in Rissen in ländlichem Fachwerkstil sehr zweckmäßig zu erstellen. Sie erfüllt noch heute voll und ganz ihre Pflicht, nachdem in der Zwischenzeit eine zuschauerfreundliche Tribüne und eine Abstellmöglichkeit für die dringend benötigten Sprünge engebaut worden ist.

In Eigenhilfe der Reiter wurde noch ein hübsches und gemütliches kleines hübsches und gemütliches Casino angebaut, das den Reitern auch in gewissem Maße ein eingenes Clubleben gestattet. Die Bewirtschaftung wird durch die Mitglieder und den Reitlehrer durchgeführt. Es gelang sogar, aus den Überschüssen die Einrichtung zu verbessern und Gebäudereinigung zu finanzieren.

Ein Longierzirkel und ein Außenreitplatz vervollständigen die mitten im Wald gelegene Anlage, in der dich im Laufe der Jahre eine verschworene Reitergemeinschaft zusammengefunden hat, die auch aufkommende Schwierigkeiten immer in kameradschaftlicher Weise löst.

In der Zwischenzeit gelang es auch noch, den sog. Haidehof – einen Teil des Hamburger Staatsbesitz befindlichen vormaligen Gutes – pachtweise zu übernehmen. Viele Jahre konnte hier der Verein – ähnlich wie in Rissen – Reitern und Pferden die Möglichkeit geben, entfernt von der Großstadt, die Natur zu genießen.

Nach einiger Zeit stellte sich heraus, daß es zweckmäßiger sei, diese Anlage wieder aus dem Verein herauszulösen und unter der Bedingung der evtl. späteren Wiedereingliederung, falls das Interesse bei dem Neuerwerber, einer von Herrn Dr. Hartung geleiteten Interessengemeinschaft, nicht mehr bestehen sollte, an den Verein zurückzuübertragen.

Großzügige Spender

Um die Geschichte der Baulichkeiten abschließend zu ergänzen, sei noch erwähnt, daß Anfang der sechziger Jahre eine Tribüne auf dem gepachteten Gelände des Derby-Platzes errichtet wurde, die als großzügige Anlage das sonst jährlich erfordeliche Aufstellen und Abreißen der Sitzplätze fur die Derbytage erübrigte. Auch hier ist eine große und ansehnliche Anlage geschaffen worden, die sich inzwischen sls unentbehrlich gezeigt hat.

Im letzten Jahr konnten endlich auch die lange notwendigen Grundreparaturen in Flottbek und Rissen durchgeführt werden. Unter hohen Kosten wurden in Flottbek (Halle I) die Bande erneuert, die Dächer gedeckt, Türen und eine neue moderne Heizungsanlage eingebaut, außerdem alles gestrichen, die Holztüren teilweise durch Stahltüren ersetzt, Außenanstriche vorgenommen und eine Diebstahlstahlwarnanlage eingebaut. Diese Arbeiten waren zum Teil nur möglich durch einer großen Anzahl von Mitgliedern, die sich damit wieder einmal um ihren Verein verdient gemacht gemacht haben.

 

Die Geschichte der Flottbeker Reithalle

Vor und nach der Vereinsgründung im Jahre 1928 ritten die derzeitigen Mitglieder des Flottbeker Reiterverein auf der kleinen Reitanlage des Herrn Hinrich Greve am Stockkamp in Groß Flottbek. Dieses war eine sehr kleine aber – aus heutiger Sicht betrachtet  – eine sehr hübsche stilvolle Anlage. Die Besonderheit war, daß die Reithalle im Erdgeschoss lag und ein Teil der Stallungen im ersten Stock. Hier ritten nun die Vereinsmitglieder, fühlten sich aber schon bald eingeengt und waren auf der Suche nach einer größeren Anlage. Das war der Beginn der Flottbeker Reithalle. Denn das Gründungsmitglied des NFR, Hans Meyer, der auch Gründungsmitglied des Elbdörfer Reitervereins und ein begeisterter Reiter war  – hatte Interesse, sich auf diesem Gebiet selbständig zu machen. Er erwarb von seinem Vater das jetzige Gelände am Hemmingstedter Weg und baute darauf einen Stallkomplex, den heutigen Stall 1. Um diesen Stall herum gab es nur Freigelände, das zum Reiten genutzt wurde. Hier siedelte sich nun langsam der Flottbeker Reiterverein an. Allerdings wurde es bald als Mangel empfunden, daß keine Halle zur Verfügung stand,denn die Reiterei im Winter war teilweise sehr mühselig. Für den Bau einer Halle fehlten aber Hans Meyer allein die nötigen Mittel, denn die gemeinsam konzipierte Halle sollte bereits damals RM 160.000 kosten.

So rief der Flottbeker Reiterverein im Kreise seiner damaligen Mitglieder zu einer großen Spendenaktion auf, die den größten Teil der erforderlichen Mittel (genaugenommen RM 110.000) für den Bau einer Reithalle brachten. Diese dem Verein als Spendengelder zugeflossenen Mittel wurden nunmehr Herrn Meyer als Darlehen gegen Zins- und Tilgungszahlungen zur Verfügung gestellt. Die restlichen Mittel lieh sich Hans Meyer bei seiner Familie und so konnte im Jahr 1930 mit dem Bau der Reithalle begonnen werden. Zuerst enstand das jetzige Casino mit den darüber befindlichen Büroflächen, im Anschluß daran die Reithalle. Diese wurde noch im Jahre 1930 mit großem Tamtam eingeweiht.
Die nachstehend abgebildete Werbekarte der Reithalle zeigt, daß sie schon damals zu den modernsten Deutschlands gehörte.

Nun d.h. ab 1930 bestand die Flottbeker Reitanlage aus Stall 1, Casino-Gebäude und der damals größten Reithalle Deutschlands mit einem Maß von 25 * 50 Metern, sowie einem Freigelände bestehend aus Galoppierbahn, Dressurplatz und auf dem jetzt der Stall 2 steht, befand sich ein sogenanntes "Colloir". Dieses war eine Anlage, in der junge Pferde Springen lernen sollten und zwar zum Freispringen. Aus diesem Grund war das Gelände rundherum sowohl Außen als auch Innen hin mit einer mindestens 2 Meter hohen Umzäunung ausgestattet, so daß die Pferde zwischen diesen beiden Umzäunungen galoppieren und freispringen konnten. Das nachstehende Foto zeigt Vorstandsmitglieder in diesem "Colloir".

Aus den Bodenaushub der Halle wurde auf dem Freigelände ein großer Wall aufgeschütet.
Auf dieser selbst für heutige Verhältnisse komfortablen Anlage wurde der Reitbetrieb bis zum Beginn des Krieges durchgeführt. Während der NS-Zeit fanden auf der Anlage verschiedentlich Turniere statt, genau wie auf dem Derbypatz, die in erster Linie von Mitgliedern der Wehrmacht und der SS besucht wurden. Bei Kriegsausbruch wurde nicht nur Hans Meyer selbst sondern auch alle seine Pferde eingezogen, die Reithalle selbst wurde von der Wehrmacht beschlagnahmt und diente zunächst als Pferdelazarett. Später gegen Ende des Krieges wurde die Nutzungsart geändert, und es wurden in der Reithalle Sperrballons hergestellt, die für die Flugabwehr benötigt wurden.
Bei Kriegsende war die Halle daher in einem verheerenden Zustand. Sie war Gott sei Dank von Bomben verschont geblieben – diese waren fein säuberlich in der Reithalle herum gefallen – aber in der Kriegszeit hatte die Anlage total gelitten und es war ein gewaltiger Aufwand erforderlich um die Anlage wieder für Reitzwecke herzurichten. Obwohl nach Kriegsende kein Mensch oder nur ganz wenige Geld zum Reiten übrig hatten, und jeder nur um seine Existenz kämpfte, versuchte Hans Meyer trotzdem denn Wiederaufbau der Reithalle. Mit ca. 6 Schulpferden, die er auf der Anlage am Röbbek stehen hatte, versuchte er wieder einen Reitbetrieb aufzuziehen. Dazu hatte er mühselig das untere, vor dem Restaurant liegende Drittel der Reithalle notdürftig wieder hergerichtet und zur Reithalle gemacht. Es gab damals auch tatsächlich einige Privatleute, die sich schon wieder selbst ein Pferd anschafften, und so fing der Betrieb wieder an zu laufen. Dann aber gab es das nächste Problem. Hans Meyer wurde von den Briten interniert. Damit war sein Versuch die Reithalle wieder in Gang zu bringen, unterbrochen und letztendlich gescheitert. Die Pferde konnte er gerade noch teils verkaufen, teils in die Reitschule Greve geben, um sie dort als Schulpferde laufen zu lassen. Während seiner Internierungszeit verfiel die Anlage noch mehr, auch wurde geplündert und alles was nicht niet- und nagelfest war abgebaut und gestohlen.
So stand Hans Meyer vor dem Nichts, als er aus der Internierung zurückkam. Der Mut, noch einmal von vorn zu beginnen hatte ihn verlassen und so suchte er eine andere Nutzungsmöglichkeit für die Reithalle. Als sich ein Fabrilant fand, der dort Kartonagen herstellen wollte, wurde nun der damalige Vorstand des NFR unter dem Vorsitz von Rechtsanwalt Dr. Kober aktiv. Er erreichte, daß der entsprechende Verkauf nicht genehmigt wurde und die Reithalle für Reitzwecke erhalten bleiben mußte.
Wer sollte aber 1948 eine Reithalle kaufen? Hier kam zwangsläufig nur ein Interessent in Frage, zumal dieser auch noch Hypotheken in der Anlage hatte: Der Flottbeker Reiterverein.
So konnte der Verein im Jahre 1948 die Reitanlage – zwar in einem verwohnten und verkommenen Zustand, aber trotzdem für billliges Geld – genau gesagt zum Wert der Hypotheken – übernehmen.
Wiederum startete der Flottbeker Reiterverein – der sich inzwischen mit dem "Norddeutschen Verein für Zucht und Prüfung des Warmbluts" zum "Norddeutschen und Flottbeker Reiterverein e.V. vereinigt hatte, eine große Spendenaktion. Mit dem Ergebnis dieser Spendenaktion war es möglich, die Flottbeker Reithalle zu renovieren, wieder instand zu setzen und bereits Ende der 40er Jahre einen Reitbetrieb dort aufzunehmen. Anfang der 50er Jahre – mit Beginn des Wirtschaftswunders – gab es auch wieder einen regelrechten Boom im Reitsport. Die Anlage füllte sich zusehens. Der Juniorensport, der damals sehr gepflegt wurde, trug Früchte und so ergab sich schon bald die Notwendigkeitn die Kapazitäten der Reitanlage zu vergrößern.
Im Jahr 1953 wurde dann auf einer bis dahin als Weide genutzten Fläche der Stall 2 gebaut. Auf dem Gelände des damaligen "Colloir".
Schon damals gehörten zu den Standartveranstaltungen ein Osterturnier und ein Adventsturnier. Abgeritten zu diesen Turnieren wurde auf dem Außengelände, beziehungsweise auf der Fläche zwischen Reithalle und Stall 1. Als im Laufe der Jahre die Nachfrage nach Stallungen in Flottbek immer größer wurde, entschloß man sich diese Fläche zu überdachen und auch hier Stallungen einzurichten.
Nun hatte man zwar Platz für ca. 60 Pferde, aber die Reitmöglichkeiten wurden zu beengt und es mußte eine zweite Halle her. Diese wurde Mitte der 50er Jahre mit den Maßen 20 * 40 m als Querbau gegen die vorhandene große Halle gebaut.
Die Bauqualität oder die Ausführung dieser Halle war aber wohl nicht vom Allerbesten, denn Ende der 70er Anfang der 80er Jahre beschloß der Vorstand, hier eine neue Halle in den Maßen 20 * 60 m zu erstellen. Beim Bau dieser neuen Halle wurde die Trennwand zwischen großer und kleiner neuer Halle weggelassen, so daß nunmehr eine durchgehende Verbindung zwischen diesen beiden Hallen bestand.
Dadurch ist es seit 1980 möglich, für Turniere eine Fläche von 25 * 70 m zu nutzen. Aber auch die große,im Jahre 1930 gebaute Halle zeigte nach 50 Jahren ernsthafte Baumängel. Einige der senkrechten Stützbalken waren regelrecht verrottet, vor allem das Dach machte bei starken Regenfällen Probleme. Es gab lange Diskussionen im damaligen Vorstand, ob Flickwerk oder großzügige Reparatur oder gar ein Neubau durchgeführt werden sollte.
Der neue, ab 1984 amtierende Vorstand entschloß sich für eine Erneuerung der Halle, und so wurden im Folgejahr sämtliche tragenden Teile, das gesamte Dach sowie die Tribüne komplett neu erstellt. Einen Teil dieser immensen Kosten finanzierte der damalige Vorstand durch den Verkauf des kleinen weißen Wohnhauses am Ende unseres Parkplatzes. Trotzdem saß der Verein nach Durchführung dieser Arbeiten auf einem Schuldenberf von rd. DM 1,6 Mio. Aber nun besaß der Verein eine technisch einwandfreie und großzügige Halle.
Weitere wesentliche Verbesserungen wurden vorgenommen, als im Jahre 1996 die Reitanlage an Herrn Jörg Münzer verpachtet wurde. Diesem wurde im Vertrag zur Auflage gemacht, in die Anlage wegen verschiedener Mängel einen Mindestbetrag von DM 200.000 zu investieren. Tatsächlich wurden – auch unter Mithilfe von Vereinsmitteln – ca. DM 600.000 investiert. Es wurden an der Anlage eine Reihe wichtiger Reparaturen durchgeführt, insbesondere aber wurde der gesamte Stall 2 total saniert und renoviert, sämtliche dafür geeignete Boxen,nicht nur in Stall 2, sondern auch im Stall 1 mit Klappen nach außen ausgestattet, was die Wohnqualität für die Pferde ganz erheblich erhöht.
 

 

Die Reitlehrer auf der Flottbeker Reitanlage

Die Grundlage einer soliden Ausbildung in einem renommierten Verein wie dem NFR sind die Reitlehrer (oder wie es heute heißt Pferdewirtschaftsmeister) Alle bildeten auf einem hohen Niveau aus.

Vor dem Krieg waren dieses so bekannte Namen wie z.B. Franz Czerannowski, Max Heidenreich, Ernst Jöns, Karl R. Wachs, Hans Meyer und Willi Jacobsen. Nach dem Kriege d.h. ab 1948 nahmen die Vorkriegsreitlehrer Jacobson und Heidenreich ihre Arbeit in Flottbek wieder auf. Sehr bald aber stießen hinzu die damaligen Säulen des Vereins: Ab 1949 Hermann Ingenlath und einige Jahre später das Ehepaar Willi und Barbara Koch. Die ganze Palette des Breitensports war geboten: Voltigieren, Springen, Geländeritte, Jagden und natürlich Dressur. Jeder hatte seinen eigenen Schülerbereich, sowohl Junioren als auch Erwachsene. Die Ausbildung war so gründlich, daß fast alle in der Lage waren, eine saubere L-Dressur und auch mehr abzuliefern, ebenso Springen bis zur oberen Klasse.

Herr Ingenlath hatte seine eigene Quadrille, genannt die Donnerstagsabteilung, diese existiert auch heute noch, allerdings nur als gemütliche Zusammenkunft.

Die große Stunde des Herrn Ingenlath schlug jedes das Spring-Derby gestartet wurde. Er ritt als erster mit blankem Zylinder auf dem Kopf auf dem Platz, hinter ihm die Junioren, denen die ehrenvolle Aufgabe zufiel, die Fahnen der teilnehmenden Nationen zu präsentieren.

Herr Willi Koch kommandierte die Dienstagsquadrille mit 12 ausgesuchte Paaren, zu festlichen Anlässen waren es auch einige Reiter mehr. Nach dem Tode von Herrn Koch übernahm seine Frau das Kommando. Geritten wurde in die 80er Jahre. Leider ist nach dem Ausscheiden von Frau Koch diese Schöne Sitte eingeschlafen.

Frau Koch war selber eine sehr gute Reiterin, sie stellte die Pferde ihrer Kunden in Material-, Eignung-, und Springprüfungen vor. Viele von den Reitlehrern geförderten Junioren haben an deutschen oder regionalen Meisterschaften teilgenommen, Unvergessen sind die Schwedenreisen unter Aufsicht des Herrn Ingenlath.
Sonntags wurde von 11 bis 12 Uhr nach Musik geritten, in vollem Turnierdress mit passendem Hut. Wagte es jemand im Pullover zu erscheinen. ging´s ab in die kleine Halle.
Natürlich wurde auch der Schulpferdebetrieb von den Ausbildern gefördert.
Mit dem Ende des vereinseigenen Betriebes und der Verpachtung der Anlage gab es wiederum eine Reihe hochkarätiger Pächter und Ausbilder. So z.B. der überragende Dressurausbilder Jürgen Koschel, dessen damalige Auszubildende und Top-Reiter Peter Teeuwen, Christoph Niemann, Dieter Kraft und Rolf Seide, den Olympia-Mannschaftszweiten Jörg Münzner. Den Schulbetrieb führte Jörg Meyer. Im Jubiläumsjahr 2003 wird der Flottbeker Springunterricht erteilt zum einen von unserem Pächter Christian Straub, der selbst ein erfolgreicher Turnierreiter ist, zum anderen von der international erfolgreichen deutschen Kaderreiterin Janne Friederike Meyer, die mit 16 Pferden auf unserer Anlage steht. Den Dressurunterricht erteilt Julia Marrancone, einst erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin. Der Schulbetrieb wird seit 2001 von Herrn Adrian Butler durchgeführt, der war vorher ca. 20 Jahre Reitlehrer im Elbdörfer und Schenefelder Reiterverein. Er führt seinen Betrieb zur Zeit mit ca. 24 Schulpferden und 5 Shettlandponys in der Halle 2 unserer Anlage durch. Dieses ist eine Schulpferdanzahl wie wir sie lange nicht mehr hatten und Adrian Butler dürfte damit der größte Schulpferdbetrieb Deutschlands sein. Alle seine Stunden sind ausgebucht und die Nachfrage ist groß. Adrian Butler –  auch bekannt als der "Quadrillen-Papst" – organisiert auch mit Erfolg Schulpferd- und Quadrillenturniere sowie Schaunummern. Jetzt arbeitet Adrian Butler mit einem enormen Potential auf der Anlage, den Reitern gefällt es gut.

A.R.

Die Gastronomie in der Flottbeker Reithalle

Nun, wenn die Zeiten sich auch verändert haben, die Reiter waren immmer ein fröhliches, trinkfestes Völkchen. In unserem Flottbeker "Casino", haben alle vergnügte Stunden, manche auch Tage und Nächte verbracht.
Das Restaurant, früher, wie aus alten Militärzeiten das "Casino" genannt, hat eine lange, bewegte Vergangenheit. Vor dem Krieg wurde das "Casino" aufopferungsvoll von Martha Sagell, genannt "Mutter Sagell" geführt.
In meiner Jugend war es für mich mangels Taschengeldes ein unerreichbarer Ort, denn ein Vater, der für seine beiden Töchter zwei Pferde hielt, vertrat den Standpundt, daß Pferde auch Wasser tränken und wenn wir Durst hätten, bitte, se ein Wasserhahn in der Sattelkammer.
Also begannen meine Erlebnisse in und mit dem "Casino" erstmals in der Ära der Firma August Giele & Söhne. Morgens versorgte Frau Leipnetz das Lokal. Kaffee, Tee, frischer Orangensaft und gelegentlich ein verwegener Sherry lieferten das Geschäft. Nach der Mittagspause begann die große Stunde von Herrn Ströh. Er be- und herrschte im "Casino" wie es nur einer kann, der jahrelang zur See gefahren ist und in den besten Häusern gearbeitet hatte. Nicht nur, daß er jeden Kunden persönlich und per Namen kannte, er servierte blitzartig und wußte von jedem das bevorzugte Getränk. Kleine und große Zechen schrieb er in dein schwarzes Buch. Seine, wie er selber sagte "schweren Fälle" bewahrte er in einer Zigarrenkiste auf, um am Ende des Monats seine säumigen Kunden im Kontor aufzusuchen, um dort problemlos abzurechnen.
Unter den Mitgliedern befand sich damals auch ein Herr von uraltem Adel, der schon früh ein Opfer der Promille-Falle geworden war. So dieselte dieser blaublütige Adelsmann täglich gegen 17 Uhr in einem Taxi vor. Ströh flankte elegant über den Tresen mit den Worten, er müsse mal eben Durchlaucht auslösen. Der Saisonhöhepunkt war der legendäre "Nienstedter Markt" –  das Kostümfest der Elbvororte, sowie die Montagsquadrille, die am Dienstag geritten wurde. Ein gesellschaftliches Ereignis! Auch das Fernsehen war einmal da!

Bier, Gin Tonic und gelegentlich schon mal Champagner flossen in Strömen, es gab auch Abende mit warmem Essen und Buffet sowie Spiel und Tanz, wobei das Spiel den Vorzug genoss. Leider wurde der gute Herr Ströh in das Hauptgeschäft (Flughafen und Hagenbecks Tierpark) zurückbeordert und wir bekamen statt dessen Herrn Heinz-Horst Hoppe. Über diesen Herrn gibt es wenig zu sagen außer, daß in seine Amtszeit die erste Ölkrise fiel, an dem man an den Wochenenden das Auto in der Garage lassen mußte und entweder zu Fuß oder mit der Bahn nach Flottbek gelangte. Herr Hoppe hatte eine Ausnahme-Fahrlizenz und war daher sehr umworben, weil der die große Güte hatte, zu seinen Gästen zu sagen (O-Ton-Hoppe) "Ich fahr euch zuhause!" Auch dieser gute Mensch wurde in das Giele´sche Hauptgeschäft zurückgerufen, denn das Pachtverhältnis zwischen dem NFR und der Firma Giele war ausgelaufen. Hoppe soll angeblich dann bei Hagenbeck die Selterwasserbude am Affenfelsen geleitet haben.
Nun begann ein endloser Reigen mehr oder weniger erfolgreicher Pächter. Als erste erschien Frau Gudrun Gruß samt "Verlobtem" Frantz (ja mit tz) Musbacher. Es kam eine in Leder gebundene Speisekarte auf die Tische mit einer Recht ordentlichen Auswahl an Speisen. Das Glück währte aber nicht lange, denn Essen waren die Flottbeker Reiter und Gäste nicht gewohnt. Während der Verlobte sich still zurückhielt, verwirrte die blondgelockte Wirtin in ihrer beachtlichen Oberweite und weit ausgeschnittenen Blusen die älteren und jüngeren Herren. Damit allein war aber auch kein Geschäft zu machen. So wurde eines Tages der Nachfolger präsentiert: Herr Jahnke und (seine eigenen Worte) Gemahlin Ilse. Herr Jahnke hatte einen leichten Sprachfehler und das Haupthaar der Gemahlin zierten stets bunte Lockenwickler. während sie ihre walkürenhafte Figur in ärmellose bunte Kittel hüllte. Jahnke hat zu seiner Zeit wohl noch das beste Geschäft gemacht, denn zu seinen Stamm- und Lieblingskunden zählten die morgendlichen fröhlichen, jungen Reiterinnen, die den Umsatz an Sekt und Champagner erheblich anhoben, abends erschienen dann noch die dazu gehörigen Herren – und auf ein Neues! Das es kein Essen gab, muß nicht erwähnt werden. Als der Pachtvertrag auslief, wollte er – o nein, nicht verlängern, denn nach seiner Meinung wären seine Kunden einzeln ja ganz nett, aber in Massen – und der Dreck! Damals gab es noch eine direkte Tür von der Aufsitzhalle ins "Casino", die sich ständig in Bewegung befand, da die Reiter und Reiterinnen das Restaurant als einzig wahren Aufenthaltsort für Hunde (pro Person mindestens zwei) und kleine Kinder sowie anderer Ungeheuer ansahen.

Nach einem kurzfristigen AUS übernahm durch Vermittlung des damaligen 2. Vorsitzenden Herrn H.W. Jelke ein gewichtiger Herr Bröckerdorff den Laden, der aber noch ein zweites hervorragendes Speiserestaurant in der Beseler Straße unterhielt. Da man niemals zwei Objekte gleicher Güte führen kann, nahm auch diese gut gemeinte Lösung ein schnelles Ende.

Wieder wurde gewechselt, diesmal zwei aufeinanderfolgende Gastronomoninnen, deren Laufzeit so kurz war, daß sie nicht erwähnt werden müssen.

Nach langer Durststrecke, im wahrsten Sinne des Wortes, das neue "Highlight", die Firma Party Service Brunckhorst. Zuerst mit fabelhaftem ehemaligen Süllberg-Personal und dann als Alleinherrscherin Wirtin "Rosi Rosenkranz". Eigentlich war alles in Ordnung, wenn lieb "Rosilein" gelegentlich nicht ihr bester Gast gewesen wäre und dann einfach abschloß. In letzten Pachtjahr der Firma Brunckhorst wurde zwar noch gezahlt aber nicht mehr geöffnet.

Die Story geht nun langsam zu Ende, nach längerer Zeit eröffnete ein Grieche unter dem Namen "Hellas" wieder die Pforten. Nach drei kurzen Jahren übergab er das Unternehmen an einen Koreaner, der von japanischer Küche schwärmte – sein Sushi war einmalig – aber keine Reitstiefel und Hunde duldete. Auch Korea verließ Flottbek unter der Mitnahme des gesamten Inventars, inclusive der Wasserhähne, nur die Fensterscheiben und seinen Müll ließ er uns da.

Anschließend kam ein Perser und benannte das "Casino" in "Cavallo" um. Das Testessen war noch ganz ordentlich – aber dann! Ende des Jahres 2000 war damit auch Schluß. Zur Zeit wird die Gastronomie von dem Pächter "Chez Alfred" betrieben, ein französisch-elsässisches Restaurant.

A.R.

Die Reitanlage Rissen

Die Reitanlage Rissen, heute eine wunderschöne  gepflegte auf die Dressur-Reiterei zugeschnittene Anlage mit einem 60er Viereck, einer 2002 erweiterten Halle, Longierzirkel und 2 Paddocks entstand erwa vor 50 Jahren, da die Flottbeker Anlage am Hemmingstedter Weg fast keine Ausreitmöglichkeiten mehr bot. Flottbek war um 1930 ein ländlich gelegener Vorort mit vielen Ausreitmöglichkeiten, da er vor der Stadtgrenze lag. Direkt vom Stall aus konnte man Geländeritte und Jagden in die noch unberührte ländliche Gegend unternehmen. Aber in der Zwischenzeit war durch die alllgemeine rege Bautätigkeit das Flottbeker Gelände nicht mehr Stadtrand, sondern Großstadt-Bestandteil geworden. Ein Ausreiten war kaum noch möglich. Man mußte nach neuen Möglichkeiten suchen. So wurde in dem wirklich am Stadtrand liegenden Bauernhof Rissen 1951 ein ehemaliger Viehstall für die Sommermonate angemietet. Dorthin zogen manche naturbegeisterte Reiter und tummelten sich im völlig unberührten Gelände, unter ihnen waren die Herren Baumeister, Bruns, Köser, La Pierre, Lutteroth, Münchmeyer, von Oswald, Spangenberg, von Storch, Zitztewitz etc.

Durch weitsichtige Planung konnte der Flottbeker Reiterverein im Jahre 1954 diese Stallgebäude im Umland ankaufen. Auch das anliegende Naturschutzgebiet konnte erworben werden, so daß eine beachtliche Fläche, die zum Teil schon auf Schleswig-Holsteins Boden lag, zur Verfügung stand. Nur als Sommeranlage allerdings war die Erwerbung aber zu schade.

Das Interesse am "Draußen-Reiten" wurde von Jahr zu Jahr größer und so entschloß sich der Verein, aus dem Sommerstall eine Dauereinrichtung zu machen. Die Anlagen wurden im Laufe der Zeit von Schweine- und Rinder-Unterkünften zu Pferdeställen und Boxen umgebaut. Die Stallungen boten damals je nach Ausnutzung des Platzes Unterbringungsmöglichkeiten für insgesamt 20 Pferde. Im Jhre 1956 gelang es dann – auch unter Anstrengung aller Mitglieder – die Reithalle in Rissen in ländlichem Fachwerkstil sehr zweckmäßig zu erstellen. In Eigenhilfe der Rissener Reiter wurde dann noch ein gemütliches kleines Casino angebaut, das den Reitern in gewissem Maße auch ein eigenes Clubleben gestattete. Ein Longierzirkel und ein Ausreitplatz vervollständigten die im Wald gelegene Reitanlage.

In diesen ersten Jahren des Stalles Wedeler Au war Horst Walter Reitlehrer vorort.

1958 ein Aushang im Stall Rissen:

"Die von den Obstbäumen und Obststräuchern auf dem Rissener Ernte hat unser dortiger Reitlehrer Herr Walter käuflich erworben. Jegliche Entnahme von Obst durch andere Personen ist danach unzulässig und muß als Diebstahl angesehen werden".

Deit 1968 amtierte Rudolf Niederbrüning in Rudi Niederbrüning war aber nicht nur Reitlehrer, sondern von 1980 bis 1988 gleichzeitig auch Pächter der Anlage. Von 1988 bis 1994 waren dann Inca Warburg und Carlos Claussen Pächter. In dieser Zeit wurde auch von Zeit zu Zeit angespannt, um per Kutsche den Klövensteen zu genießen.

Dann kam eine neue Zeit. Jochen Hermelink wurde Pächter der Anlage, zunächst zusammen mit Carlos Claussen bis 1997. Ab 1998 zeichnete Jochen Hermelink allein verantwortlich. Er war als Pächter und Reitlehrer wirklich bei allen beliebt, er zeichnete sich durch seine ruhige und besonnene Art aus, konnte selbst mit sehr schwierige Kunden wunderbar umgehen, ohne jemals wirklich die Stimme zu erheben. Als Reiter war er sehr erfolgreich, als Integrationsfigur im Stall wurde er geliebt und verehrt. Viel zu früh mußte er seine schöne Anlage verlassen. Er starb 1998 an einem Krebsleiden. Aber auch als er schon von seinem Krebsleiden wußte, war seine Parole: "Da müssen wir jetzt durch". Er hat die Hoffnung nie aufgegeben und treu nach dem Lutherischen Wort gelebt: Wenn ich wüßte, daß morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Apfelbaum pflanzen.

Die Freunde der Reitanlage Rissen und der NFR haben sich damals vorgenommen, das unausgesprochene Vermächtnis von Jochen zu erfüllen, die Reitanlage Rissen in jeder Beziehung, also auch optisch, atmosphärisch und reiterlich in Jochens Sinne weiter zu betreiben und das seine Frau Anja Hermelink grandios umgesetzt.

Seit 1999 führt nun Anja Hermelink, bis dahin mitreitende Ehefrau, die Anlage weiter. Viel zu plötzlich kam diese ja nicht einfache Situation auf sie zu. Aber sie wuchs mit ihren Aufgaben und heute leitet sie souverän die Reitanlage Rissen, ist erfolgreich von Material bis Grand Prix, hat das Goldene Reitabzeichen verliehen bekommen und wird von uns allen voll akzeptiert.

Heute ist die Reitanlage Rissen die schönste Anlage in ganz Hamburg – wie ich finde – fast perfekt mit vielen Aktivitäten. Natürlich steht die Dressur ganz oben, aber es finden auch Cavaletti und Spring-Stunden statt, es werden gemeinsame Ausritte wie z.B. am 1. Mai durchgeführt mit anschließendem Frühstück, im Winter wird regelmäßig die Quadrille geritten und vor allem, es wird viel gefeiert in unserem neu ausgestatteten Casino, viel diskutiert, viel gelacht. Rissen hat heute ungefähr 40 Boxen, die meisten sind Außenboxen, aber nur ca. 18 Einsteller, so daß der Kreis der Reiter klein ist und dadurch eine wunderbare Gemeinschaft entstanden ist.

S.A.